Aktives Musikhören

Karneval der Tiere

Der „Karneval der Tiere“ besteht aus 14 relativ kurzen orchestralen Werken, von denen die meisten ein Tier musikalisch darstellen. In nur wenigen Tagen vollendete Camille Saint-Saëns 1886 die Musik in einem kleinen österreichischen Ort, in den er sich nach einer Konzertreise durch Deutschland zurückgezogen hatte. Zwanzig Jahre zuvor hatte er in seiner Lehrertätigkeit bereits den Schülern einen „Carnaval des Animaux“ versprochen. Man kann also davon ausgehen, dass Fragmente bereits vorhanden waren. Nun setzte er diese Ideen endlich um. Die Uraufführung fand im Februar 1886 in Paris statt. Mit Ausnahme des „Schwan“, den er speziell für einen Freund komponiert hatte, untersagte Camille Saint-Saëns zu seinen Lebzeiten öffentliche Aufführungen. Erst in seinem Testament befand sich ein Hinweis, der das Verbot aufhob.

Unterrichtsanregungen

Zu einigen Tieren finden Sie Vorschläge für den Musikunterricht. Der Fokus liegt auf einem aktiv, handelnden Zugang zur Erschließung von Musik. Emotionale, programmatische und/oder strukturelle Elemente werden thematisiert.

Die Schildkröten

Bei den Schildkröten "leiht" sich Camille Saint-Saëns die Melodie des berühmten "Can Can". Dieser französische Tanz entstand um 1830 in Paris. Jacques Offenbach schuf 1858 die berühmteste Musik zu diesem Tanz in seiner Operette "Orpheus in der Unterwelt". Camille Saint-Saëns nimmt nun diese Melodie und verwendet sie zur musikalischen Darstellung seiner Schildkröten. Ein Stück, bei dem es um Schnelligkeit geht, wird also für Tiere, die die Langsamkeit verkörpern, genommen. Zugleich setzt Camille Saint-Saëns die Melodie in den Bass und lässt darüber die anderen Musiker Achteltriolen spielen. An zwei Stellen (ca. 48 sec. und 1:07 min.) komponiert Camille Saint-Saëns bewusst falsche Töne hinein.

Zielvorstellungen

Struktur: Heraushören der verlangsamten Melodie des "Can Can"

Szene: Nachspielen der langsamen Bewegungen der Schildkröten mit Hilfe einer Flachfigur

 

Unterrichtsvorschlag Schildkröten

Die Lehrkraft lässt die Kinder das Original von Jacques Offenbach anhören. Vielleicht kennen einige den Tanz. Die Kinder dürfen in einem zweiten Durchgang ihre Hände (stellvertretend für die Beine) dazu bewegen und im Metrum dazu patschen.

Als nächstes kommt das zweite Hörbeispiel. Die Kinder bekommen den Auftrag passend zur Musik zu patschen. Die Musik wird immer langsamer. Die Kinder müssen also darauf achten, ihren Grundschlag anzupassen. Im anschließenden Gespräch sollen die Kinder diese Verlangsamung noch einmal verbalisieren. Vielleicht fällt auch jemandem auf, dass die Melodie zum Schluss viel tiefer klang.

Die Lehrkraft erläutert, dass Camille Saint-Saëns diesen schnellen Tanz für seine Schildkröten verwendete.

Die Lehrkraft legt die Flachfigur auf den Tisch. Mit Hilfe der Dokumentenkamera können die Kinder die langsamen Bewegungen der Schildkröte mitverfolgen, während sie die Originalmusik hören.

Auf Wunsch dürfen auch die Kinder so eine Flachfigur herstellen und versuchen, die Bewegungen möglichst langsam zur Musik agieren zu lassen.

Bauanleitung Flachfigur

Material: Tonpapier, Schere, Stifte, zwei Musterklammern

Die Vorlage wird auf Tonpapier kopiert. Dieses muss nicht sehr dick sein, da die Figur auf dem Tisch liegend gespielt wird. Die Teile der Schildkröte werden bemalt und ausgeschnitten. An den vorgesehenen Punkten werden Löcher für die Musterklammern gestochen. Die Schildkröte wird zusammengesetzt.

Hühner und Hähne

Das aufgeregte Gegacker der Hühner wird durch das Piano und die Streicher verdeutlicht. Nach ein paar Sekunden unterbricht das Klavier mit einem "Hahnenschrei" den Haufen. Die Hühner fangen wieder an und werden kurz darauf ein weiteres Mal vom "Klavierhahn" unterbrochen. Die darauffolgende Phrase beginnt mit langsameren Streichertönen. Es scheint, als seien die Hühner eingeschüchtert. Ein drittes Mal schreit der Hahn. Diesmal ist es die Klarinette. Danach gibt es kein Bremsen mehr. Die Hühner gackern wieder wild und aufgeregt bis zu einem fulminanten Schlussakkord.

Zielvorstellungen

Struktur: Das Hühnergeschnatter von den Hahnenschreien unterscheiden

Szene: Mit gefalteten Papiertieren den Wechsel von Hühnern und Hähnen szenisch darstellen

 

Unterrichtsvorschlag Hühner und Hähne

Die Lehrkraft erzählt von einem wilden Hühnerhaufen. Alle reden immer gerne durcheinander. Dem Hahn gefällt das gar nicht. Immer wieder muss er sie unterbrechen und für Ruhe sorgen. Ob ihm das gelingt?

1. Hördurchgang: Die Kinder versuchen den Hahn herauszuhören.

2. Hördurchgang: Wenn der Hahn schreit, heben alle die Hand.

3. Hördurchgang: Wenn der Hahn schreit, stehen alle auf.

Fällt es den Kindern schwer, die Hahnschreie herauszuhören, unterstützt die Lehrkraft gestisch. Die Hördurchgänge können durch weitere variative Aufgaben (winken, Daumen nach oben, Zeigefinger und Daumen bewegen usw.) wiederholt werden. Die Kinder überlegen zudem: Konnte der Hahn die Hühner beruhigen? Ist der Schlussakkord ein "Schluss jetzt!" vom Hahn oder sind es die Hühner, die die Oberhand haben?

 

Nachdem die Hühner (und ein paar Hähne) gefaltet wurden, wird das Stück noch einmal gespielt. Es gibt mehrere Möglichkeiten.

1. Spielen am Platz: Die Kinder heben ihre Figur an der entsprechenden Stelle einfach vom Platz aus hoch und lassen sie unter dem Tisch verschwinden, wenn sie nicht an der Reihe ist. So wechseln sich Hühner und Hähne ab.

2. Spielen unter der Dokumentenkamera: Ein paar Kinder zeigen ihre Hühner und Hähne unter der Dokumentenkamera. Wer nicht dran ist, nimmt die Figur aus dem Fokus heraus.

3. Spielen hinter einer Bühne: An einer Stange wird ein schwarzes Tuch befestigt. Zwei etwa gleich große Kinder halten die Stange an beiden Enden. Am besten legen sie die Stange auf ihren Kopf und halten diese mit beiden Händen. Dahinter stellen sich die Spieler mit ihren Faltfiguren auf.

Der königliche Marsch des Löwen

Nach einer eindrucksvollen Introduktion marschiert der Löwe musikalisch auf. Zwischen dem Schreiten erklingen immer wieder fanfarenartige Töne. Unterbrochen wird die Musik vom Brüllen, das sich in der Länge und Lautstärke unterscheidet. Musikalisch wird das Brüllen durch chromatische Achteltriolenläufe im Piano und/oder Streichergruppen dargestellt. Die kurzen Akzente in Takt 57 sind variabel interpretierbar. Ist es ein kurzes Fauchen oder ein schneller Prankenhieb oder etwas ganz anderes?

Zielvorstellungen

Struktur: Das Brüllen durch einen Mitspielsatz erfahren und heraushören

 

Unterrichtsvorschlag Löwe

Mitspielsatz "Löwe"

Das Aquarium

Das Aquarium ist ein sphärisches Stück, dass eine schillernde Unterwasserwelt vor dem geistigen Auge entstehen lässt. Camille Saint-Saëns verwendete hier die ungewohnten Klänge der Glasharmonika. Dieses Instrument wurde 1761 von Benjamin Franklin entwickelt. Es gehört zur Familie der Reibe-Idiophone. Ineinander geschachtelte Glasschalen drehen sich gleichmäßig. Der Spieler hält seine mit Wasser angefeuchteten Finger leicht an die Ränder und es entsteht ein wunderbarer weicher, singender Ton. Von Wolfgang Amadeus Mozart gibt es ein Adagio (KV 617a), das speziell für Glasharmonika komponiert wurde.

Zielvorstellung

Szene: Bauen eines kleinen Theaters aus einem Schuhkarton und Darstellen der bunten Unterwasserwelt zur Musik

Unterrichtsvorschlag Aquarium

Wassertiere entwerfen

Material: weißes Tonpapier, Filzstifte, Schaschlikstab, Abdeckklebeband, Schere

Die Kinder hören das Aquarium an und überlegen sich Fische und Wassertiere, die sie auf weißes Tonpapier zeichnen. Diese dürfen fantasievoll sein und bunt bemalt werden. Die Lehrkraft kann zu zwei musikalischen Elementen Anregungen geben. An einer Stelle geht die Melodie abwärts. Hier könnte ein Fisch von oben nach unten schwimmen. Wie sieht er aus? Am Ende des Stückes hört man viermal ein schnelle Arpeggio nach oben. Vielleicht sind das vier gleich aussehende Fische? Jeder Fisch wird mit einem Stück Abdeckklebeband an einem Schaschlikstab befestigt. Wenn die Kinder eine Figur zweimal ausschneiden und den Schaschlikstab dazwischen kleben, kann das Wassertier auch "wenden" und muss nicht immer nur in eine Richtung schwimmen.

 

Schuhkartontheater

Material: Schuhkarton, Papier, Wasserfarben, Schere, Kleber, evtl. Sand, Muscheln, Kieselsteine für die weitere Ausgestaltung

Aus einem Schuhkarton stellen die Kinder die Umgebung eines Aquariums her. Es empfiehlt sich in Partnerarbeit oder evtl. auch zu dritt zu arbeiten. Der Hintergrund wird auf Papier mit Wasserfarben lasierend gemalt, ausgeschnitten und dem Schuhkarton angepasst. Oben oder seitlich müssen Schlitze für die Fische eingeschnitten werden. Der Boden des Aquariums kann mit Sand, Kieselsteinen und Muscheln ausgelegt werden. Auch Pflanzen sind möglich. Anschließend kommen die hergestellten Wassertiere zum Einsatz. Die Kinder überlegen sich eine Choreografie d.h. wann taucht ein Fisch auf und verschwindet wieder. Ob die Kinder die zwei musikalisch markanten Stellen übernehmen oder einfach zur Musik ihre Fische bewegen, entscheidet die Lehrkraft.

Der Kuckuck in der Tiefe der Wälder

Der "Kuckuck" ist im Vergleich zu den meisten anderen Stücken relativ lang. Zu den ruhigen Klängen der zwei Pianos wirft das Tier immer seinen markanten Kuckucksruf ein. Die Klarinette spielt hier eine große Terz. Am Anfang erkennt man ein gleichmäßiges Schema. Sein Ruf ertönt im zweiten, vierten und achten Takt jeweils auf die zweite Zählzeit. Diese Phrase wird nach einer Wiederholung aber nicht beibehalten. Im zweiten Teil kommt sein Ruf stets unerwartet, was dem Stück einen gewissen Reiz verleiht.

Zielvorstellungen

Struktur: Kuckucksrufe zählen

Szene: Mit einer Stabfigur den Kuckuck passend zu seinem Ruf zeigen

Unterrichtsvorschlag Kuckuck

Die Lehrkraft lässt die ersten Takte anhören. Die Kinder erkennen das Tier sofort.

1. Höraufgabe: Zähle die Rufe des Kuckucks!

Auflösung: Er ruft 21Mal

2. Höraufgabe: Gemeinsames zählen

 

Stabfigur Kuckuck

Material: Kopiervorlage, Schere, Kleber, Schaschlikstab

Die Kinder falten das Blatt mit der Vorlage und schneiden beide Teile gleichzeitig mit etwa 3 mm Abstand aus. Es kann auch gröber sein. Nun werden beide Teile zusammengeklebt. Dazwischen wird ein Schaschlikstab versenkt, der unterhalb des Schwanzes ein gutes Stück hervorragt. Nachdem die Figur gut getrocknet ist, kann man an den Rändern noch einmal nachschneiden.

Szene: Die Kinder suchen sich einen Ort hinter dem sie sich verstecken können. Der Kuckuck zeigt sich nur bei seinem Ruf. Wenn die Koordination im zweiten Teil nicht perfekt ist, macht das gar nichts.